Exchange Traded Funds (ETFs) haben sich in den letzten Jahren zu einer der beliebtesten Anlageformen für Privatanleger in Österreich und weltweit entwickelt. Diese börsengehandelten Fonds bieten eine einfache und kosteneffiziente Möglichkeit, in ein breites Spektrum von Wertpapieren zu investieren. Von Aktien- und Anleihenindizes bis hin zu spezifischen Branchen oder Regionen ermöglichen ETFs Anlegern, ihr Portfolio zu diversifizieren und an der Entwicklung der globalen Märkte teilzuhaben.

ETF Steuern in Österreich – alles was Sie wissen müssen

In Österreich unterliegen ETFs, wie alle Kapitalanlagen, bestimmten steuerlichen Regelungen. Die steuerliche Behandlung von ETFs kann sich je nach Art des ETFs und der Art der erzielten Erträge – sei es durch Dividenden, Zinsen oder Kursgewinne – unterscheiden. Diese Steueraspekte sind für Anleger von großer Bedeutung, da sie die tatsächliche Rendite der Investments beeinflussen können.

In diesem Artikel geben wir einen Überblick über die wesentlichen steuerlichen Aspekte von ETFs in Österreich. Wir betrachten, wie Dividendenerträge und Kursgewinne besteuert werden und welche Besonderheiten bei ausländischen ETFs zu beachten sind. Unser Ziel ist es, Ihnen ein besseres Verständnis dafür zu vermitteln, wie Ihre ETF-Investitionen von den österreichischen Steuergesetzen beeinflusst werden.​

1. Die Grundlagen der ETF Besteuerung in Österreich

Um die Besteuerung von ETFs (Exchange Traded Funds) in Österreich zu verstehen, ist es zunächst wichtig, sich mit der grundlegenden Natur und Funktionsweise von ETFs vertraut zu machen. Gleichzeitig müssen die allgemeinen steuerlichen Grundlagen für Kapitalanlagen in Österreich berücksichtigt werden.

Definition und Funktionsweise von ETFs

ETFs sind börsengehandelte Fonds, die darauf abzielen, die Performance eines bestimmten Indexes, wie z.B. des ATX oder des MSCI World, nachzubilden. Sie bieten Anlegern die Möglichkeit, in einen breiten Markt oder ein spezifisches Marktsegment zu investieren, ohne einzelne Aktien oder Anleihen kaufen zu müssen.

ETFs werden wie Aktien an der Börse gehandelt. Dies ermöglicht eine hohe Liquidität und Flexibilität, da Anleger ETF-Anteile jederzeit während der Börsenöffnungszeiten kaufen und verkaufen können.

Diversifikation

Durch Investitionen in ETFs können Anleger ihr Portfolio diversifizieren, da ein ETF in der Regel eine Vielzahl von Wertpapieren enthält, die den zugrunde liegenden Index repräsentieren.

Einkommensteuer auf Kapitalerträge

In Österreich unterliegen Kapitalerträge der Einkommensteuer. Dazu zählen Zinsen, Dividenden und realisierte Kursgewinne aus Kapitalanlagen, einschließlich ETFs.

Kapitalertragsteuer (KESt)

Die Kapitalertragsteuer ist eine Form der Einkommensteuer, die direkt an der Quelle auf Kapitalerträge erhoben wird. Der Standardsatz der KESt in Österreich beträgt derzeit 27,5 % auf Dividenden und Kursgewinne.

Besteuerung von Dividenden und Kursgewinnen

Dividendenerträge und realisierte Kursgewinne aus ETFs sind steuerpflichtig. Bei thesaurierenden ETFs werden Erträge, die im Fonds reinvestiert werden, ebenfalls besteuert.

Freibeträge und Sparerpauschbetrag

Es gibt bestimmte Freibeträge, die Anleger nutzen können. Der Sparerpauschbetrag ermöglicht es Anlegern, einen bestimmten Betrag ihrer Kapitalerträge steuerfrei zu halten.

2. KESt (Kapitalertragsteuer) und ETFs

Die Kapitalertragsteuer (KESt) spielt eine zentrale Rolle in der Besteuerung von Einkünften aus Kapitalvermögen, einschließlich der Erträge aus Exchange Traded Funds (ETFs). In Österreich beträgt der Standardsteuersatz für Kapitalerträge aus ETFs 27,5 %.

Die KESt wird auf Dividenden und realisierte Kursgewinne aus ETF-Investitionen angewendet. Dies bedeutet, dass sowohl Ausschüttungen als auch Gewinne beim Verkauf von ETF-Anteilen dieser Steuer unterliegen. Bei thesaurierenden ETFs wird die KESt auf die im Fonds erzielten und wiederangelegten Erträge erhoben.

Bei Aktien-ETFs, die in Aktien investieren, wird die KESt sowohl auf Dividendenausschüttungen als auch auf realisierte Kursgewinne angewendet.

Thesaurierende Aktien-ETFs unterliegen der KESt auf die reinvestierten Dividenden.

Bei Anleihen-ETFs, die in Anleihen investieren, wird die KESt auf Zinserträge (Ausschüttungen) und auf realisierte Kursgewinne erhoben.

Für thesaurierende Anleihen-ETFs gilt die KESt auf die akkumulierten Zinserträge.

Bei ETFs, die in eine Mischung aus verschiedenen Anlageklassen investieren oder spezialisierte Anlagestrategien verfolgen, kann die KESt-Regelung je nach Zusammensetzung des Fonds und der Art der Erträge variieren.

Die korrekte Anwendung der KESt auf ETF-Erträge ist entscheidend, um eine korrekte Steuererklärung in Österreich zu gewährleisten. Anleger sollten sich der steuerlichen Implikationen ihrer ETF-Investitionen bewusst sein und bei Bedarf professionelle steuerliche Beratung in Anspruch nehmen.

3. Besteuerung von ETF Kursgewinnen

Bei der Besteuerung von Kursgewinnen bei ETFs ist es wichtig, zwischen realisierten und unrealisierten Kursgewinnen zu unterscheiden und die Besonderheiten bei der Besteuerung von Thesaurierungen zu verstehen.

Was sind realisierte Kursgewinne?

Realisierte Kursgewinne entstehen, wenn ETF-Anteile zu einem höheren Preis verkauft werden, als sie gekauft wurden. Der Gewinn ist die Differenz zwischen dem Verkaufs- und dem Kaufpreis.

 

In Österreich unterliegen realisierte Kursgewinne bei ETFs der Kapitalertragsteuer (KESt). Diese Steuer wird in der Regel direkt von der depotführenden Bank einbehalten und abgeführt.

Was sind unrealisierte Kursgewinne?

Unrealisierte Kursgewinne sind Wertsteigerungen der ETF-Anteile, die noch nicht durch einen Verkauf realisiert wurden. Sie spiegeln die Wertsteigerung auf dem Papier wider.

 

In Österreich werden unrealisierte Kursgewinne nicht besteuert. Die Besteuerung erfolgt erst bei der Realisierung des Gewinns, also beim Verkauf der ETF-Anteile.

Besonderheiten bei der Besteuerung von Thesaurierungen

Thesaurierende ETFs reinvestieren erzielte Erträge (z.B. Dividenden) automatisch, anstatt sie an die Anleger auszuschütten.

Die Besteuerung von thesaurierten Erträgen erfolgt in Österreich im Rahmen der sogenannten „Meldefonds-Regelung“. Erträge aus thesaurierenden ETFs, die als Meldefonds qualifiziert sind, werden jährlich besteuert, auch wenn keine tatsächliche Ausschüttung erfolgt.

Nicht alle thesaurierenden ETFs sind Meldefonds. Bei nicht meldepflichtigen Fonds erfolgt die Besteuerung erst bei Verkauf der Anteile.

Die Kenntnis dieser steuerlichen Regelungen ist essentiell, um die steuerlichen Auswirkungen von ETF-Investitionen in Österreich richtig einschätzen und planen zu können. Anleger sollten stets die aktuellen Steuergesetze und -richtlinien im Auge behalten und gegebenenfalls professionelle Beratung in Anspruch nehmen.

4. Besteuerung von Ausschüttungen

Die Ausschüttungen von ETFs können entweder in Form von Dividenden oder Zinsen erfolgen und unterliegen spezifischen steuerlichen Regelungen. Die Behandlung kann sich zudem je nachdem unterscheiden, ob es sich um inländische oder ausländische ETFs handelt.

Steuerpflicht für Dividenden und Zinsen aus ETFs

Dividenden, die von ETFs ausgeschüttet werden, gelten als Einkünfte aus Kapitalvermögen und sind somit steuerpflichtig. Zinserträge, die beispielsweise aus Anleihen-ETFs generiert werden, unterliegen ebenfalls der Kapitalertragsteuer. Diese Zinsen werden in der Regel jährlich ausgeschüttet und entsprechend besteuert.

Automatischer Steuerabzug

Die Kapitalertragsteuer wird in der Regel direkt von der depotführenden Bank einbehalten und an das Finanzamt abgeführt. Anleger erhalten die Ausschüttungen netto, also nach Abzug der Steuer.

5. Steuerliche Behandlung von ausländischen ETFs

Die steuerliche Behandlung von ETFs, die an ausländischen Börsen notiert sind, kann in Österreich einige Besonderheiten aufweisen. Diese Unterschiede ergeben sich vor allem aus der internationalen Natur dieser Anlagen und den damit verbundenen steuerlichen Regelungen, wie Doppelbesteuerungsabkommen und der Anrechnung von Quellensteuern. Besonderheiten bei der Besteuerung ausländischer ETFs:

Quellensteuer auf Dividenden

Viele Länder erheben eine Quellensteuer auf Dividendenausschüttungen an ausländische Investoren. Dies bedeutet, dass ein Teil der Dividende bereits im Ursprungsland des ETF besteuert wird.

Die Höhe der Quellensteuer variiert je nach Land und kann durch Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Österreich und dem jeweiligen Land beeinflusst werden.

In Österreich können Anleger die im Ausland gezahlte Quellensteuer auf ihre österreichische Steuerschuld anrechnen lassen. Dies soll eine Doppelbesteuerung vermeiden.

Die Anrechnung ist jedoch meist auf den Betrag der österreichischen Kapitalertragsteuer begrenzt. Übersteigt die ausländische Quellensteuer diesen Betrag, kann der Überschuss in der Regel nicht zurückerstattet oder auf andere Einkünfte angerechnet werden.

Doppelbesteuerungsabkommen

Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Österreich und anderen Ländern regeln, wie die Besteuerung von Kapitalerträgen für in beiden Ländern steuerpflichtige Personen gehandhabt wird. Diese Abkommen können die Höhe der im Ausland zu entrichtenden Quellensteuer reduzieren.

Besteuerung von Kursgewinnen

Realisierte Kursgewinne aus dem Verkauf von ausländischen ETFs unterliegen in Österreich der Kapitalertragsteuer von 27,5 %. Die Besteuerung erfolgt unabhängig davon, ob der Gewinn im In- oder Ausland erzielt wurde.

Meldepflichten und Dokumentation

Investoren sind verpflichtet, ihre ausländischen Kapitalerträge korrekt in der Steuererklärung anzugeben. Es ist wichtig, alle erforderlichen Dokumente und Belege, die die Höhe der erzielten Erträge und die gezahlte Quellensteuer belegen, sorgfältig aufzubewahren.

Die steuerliche Behandlung von ausländischen ETFs kann komplex sein, und Anleger sollten sich der damit verbundenen steuerlichen Verpflichtungen und Möglichkeiten bewusst sein. Bei Unsicherheiten kann die Konsultation eines Steuerberaters sinnvoll sein, um eine korrekte und optimierte Steuererklärung sicherzustellen.

6. ETF Steuern in Österreich – Fazit

Zum Abschluss unseres Artikels über "ETF Steuern in Österreich" können wir festhalten, dass die Investition in Exchange Traded Funds (ETFs) eine attraktive Anlagemöglichkeit für österreichische Anleger darstellt, allerdings mit spezifischen steuerlichen Aspekten verbunden ist. Wichtige Punkte, die es zu beachten gilt, sind die Besteuerung von Ausschüttungen und realisierten Kursgewinnen, die Anwendung der Kapitalertragsteuer (KESt) und die speziellen Regelungen für ausländische ETFs, einschließlich der Anrechnung von Quellensteuer und der Relevanz von Doppelbesteuerungsabkommen. Besonders hervorzuheben sind die Unterschiede in der Besteuerung zwischen ausschüttenden und thesaurierenden ETFs sowie zwischen inländischen und ausländischen ETFs. Für Anleger ist es wichtig, sich mit diesen steuerlichen Aspekten vertraut zu machen und bei der ETF-Auswahl sowohl die Renditechancen als auch die steuerlichen Konsequenzen zu berücksichtigen. Eine gute Strategie kann dabei helfen, die Steuerlast zu optimieren und die langfristigen Erträge zu maximieren.